Die Uhr zeigte 21:12. Draußen war es längst dunkel, und die meisten Schreibtische im Großraumbüro standen leer. Nur bei zwei brannte noch Licht. Jonas hatte eigentlich längst Feierabend machen wollen – aber etwas hielt ihn. Vielleicht war es der stille Gedanke, dass sie noch da war.
Ein Flur, zwei Blicke
Als er zum Drucker ging, begegnete er ihr. Lea, die neue Kollegin aus der Marketingabteilung. Sie trug ihr Haar locker, eine Bluse, die bei jeder Bewegung leicht über ihre Taille rutschte, und diesen Blick – ruhig, aber aufgeladen.
„Noch nicht Feierabend?“, fragte sie mit einem leichten Lächeln.
„Nur fast. Und du?“
„Ich warte noch auf den letzten Upload. Kann ein paar Minuten dauern.“
Ein stiller Moment zu zweit
Sie standen nah am Kaffeeautomaten, der nur noch brummte, aber keinen Kaffee mehr ausgab. Die Stimmung war eigenartig ruhig. Zwischen Aktenordnern, Aktenkörben und Glaswänden spannte sich ein Moment auf, den keiner benennen konnte – aber beide fühlten ihn.
Jonas’ Hand streifte kurz ihre beim Griff nach dem letzten Becher. Sie zog sie nicht weg. Ihre Blicke trafen sich. Länger. Fester. Vertrauter, als sie es hätten sein dürfen.
Wenn Nähe unausweichlich wird
Sie sagte nichts, als sie sich ihm einen Schritt näherte. Ihre Stimme war kaum hörbar: „Ich mag diese Ruhe hier. Nach Feierabend. Wenn niemand mehr da ist.“
„Ich auch“, sagte er – und trat den letzten Schritt auf sie zu. Ihre Körper berührten sich kaum merklich. Aber es reichte. Ihre Lippen trafen sich – zart, vorsichtig, als wollten sie prüfen, ob dieser Kuss wirklich war.
Er war es. Und er blieb nicht bei einem.
Sie zogen sich zurück in den kleinen Konferenzraum. Das Licht war gedimmt, die Fenster spiegelten die Stadtlichter. Keine Eile, kein Stress – nur Hände, die tasteten, Kleidung, die fiel. Ihre Körper fanden einander, auf dem Tisch, an der Wand, unter leiser Atmung. Keine Worte. Nur Verlangen, das lange geschwiegen hatte.
Wenn die Stadt schläft
Als sie später nebeneinander auf dem Sofa saßen, halb angezogen, halb verwuschelt, lachte sie leise.
„Wirst du morgen wieder Überstunden machen?“
„Kommt drauf an, ob du auch bleibst.“
Sie sah ihn an, ganz ruhig. Und nickte.