Die Bibliothek war still – nur das leise Umblättern der Seiten und das sanfte Ticken der alten Uhr waren zu hören. Sie war oft hier, doch heute fühlte sich etwas anders an. Er saß ein paar Regale entfernt, sein Blick immer wieder auf das Buch vor ihm… oder war es auf sie?
Als sie sich zum ersten Mal wirklich in die Augen sahen, war es wie ein leiser Strom, der durch die Luft ging. Keine Worte, nur ein Blick, der sich tiefer anfühlte als alles, was sie erwartet hatte.
„Magst du alte Bücher?“ fragte er schließlich, seine Stimme warm und ruhig.
„Ich liebe es, was zwischen den Zeilen steht“, sagte sie leise und schlug ihr Buch zu.
Er trat näher. Nicht zu schnell, nicht zu nah – aber mit einer Präsenz, die sie sofort spürte. Sein Duft, seine Stimme, der leichte Schatten seines Lächelns – alles an ihm war zurückhaltend, und doch intensiv.
„Ich glaube, manche Geschichten schreibt man selbst“, sagte er – und sie wusste, dass sie gerade dabei waren, ihre eigene zu beginnen.
Er reichte ihr ein Buch. Ihre Finger berührten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Kein Zufall. Der Moment war klein, aber elektrisierend. Ein stilles Versprechen, eingefasst in Stille und Spannung.
Sie verließen die Bibliothek nicht gemeinsam – nicht an diesem Abend. Aber beide wussten: Die nächste Begegnung war nicht weit. Und sie würde mehr als Worte enthalten.